Die Projektwoche starten wir mit einem Ausflug zur Kinderbibliothek in Oldenburg (10.58 Uhr o. 11.13 Uhr, Buslinie 309). Iliyas Neugier lenkt uns zur Bibliothek. Anhand der Bilderbücher wollen wir mehr über Iliyas Interessen erfahren, da wir aufgrund der Sprachbarriere bisher nicht viel über ihn in Erfahrung bringen konnten. Während des Aufenthalts in der Bibliothek sollen die Jungen nach Bilderbüchern suchen, welche Situationen aus ihrem Leben in … Syrien/Iran oder Deutschland, … der Schule,… der Freizeit oder ähnlichem darstellen können.
Reflexion zu Montag
Auf dem Weg zur Haltestelle rätselten die Jungen, wohin unser heutiger Ausflug führen würde. In der Bibliothek angekommen, fanden sich Milad, Saleh und Iliya gut zurecht. Nachdem die Jungen sich umgesehen haben, erklärten wir ihnen die Aufgabenstellung. Dabei wurden unsere Erwartungen übertroffen. Alle drei Jungen suchten nach Büchern, welche Bilder,Texte o. a. über ihre Herkunftsorte und Hobbies enthielten. Vor allem Iliya, der sich vom ersten Tag an super in die Gruppe integriert hatte, scheute sich nicht davor, sich alleine umzusehen, wobei Saleh und Milad das Meiste lieber zusammen machen. Selbst die Sprache ist für Iliya kein Hindernis gewesen. Er erzählte uns voller Freude über seinen Wohnort, Erlebnisse und seinem neuen Zuhause in Deutschland anhand der Bilder in den Büchern. Wir kommunizierten mit Händen und Füßen, was zu viel Gelächter führte. Gerne hätten wir den Aufenthalt in der Bibliothek verlängert, weil die Schüler offener über ihre Vergangenheit erzählten. Gemeinsam beschlossen wir, während der Projektwoche die Bibliothek nochmals aufzusuchen. (Siehe Galerie für Bilder)
Am Dienstag soll es als Gruppe ins UniKum gehen. Dort möchten wir die Szenen aus den Bilderbüchern, die sich die Schüler herausgesucht haben, als Standbilder nachstellen. Des Weiteren möchten wir mit den Schülern im Anschluss berühmte Malereien als inszenierte Fotografie darstellen. Der Ausstellungsbesuch unsererseits (Burcin, Inessa, Julia) „Tauromaquia“ in Delmenhorst brachte uns auf diese Idee. Die Fotografin Rineke Dijkstra hat diese Arbeitsweise zu ihrer eigenen Kunst verwendet. Unser Ziel für diesen Tag ist es, die Schüler an die inszenierte Fotografie heranzuführen und ihnen zu verdeutlichen, was der Fotograf, in diesem Falle wir, alles planen muss und beeinflussen kann.
Reflexion zu Dienstag
Heute begann der Tag im Unikum Theater der Universität Oldenburg. Zuerst wurden die Piktogramme besprochen, die wir für das Treffen vorbereitet hatten. Danach ging es los mit dem Nachstellen der Piktogramme (Gesichtsausdrücke, Berufe). Wir arbeiteten in drei Schritten: In der ersten Runde stellten wir die Gesichtausdrücke und Berufe mit Bewegung und mit Geräuschen dar. Danach beschränkten wir uns auf die Darstellung mit Bewegung. Im letzten Schritt stellten wir die einzelnen Piktogramme als Standbilder dar. Die Schüler mussten für das Foto „posen“ und haben gelernt, dass man durch ein Standbild, ohne Geräusche und Bewegung, eine bestimmte Aussage/Emotion verdeutlichen kann. Dies war uns in Bezug auf die inszenierte Fotografie wichtig, denn den Schüler war dies nicht bewusst. Durch die Arbeit im Theater hat sich eine Idee für das Motiv von Iliya entwickelt, an dem wir in den nächsten Tagen arbeiten werden.
Nachdem wir das Spiel beendet hatten, verließen wir die Theaterbühne und beschlossen spontan, den Schülern die Universität zu zeigen. Ein kleiner Rundgang durch die Cafeteria und eine Kakao ließen die Wartezeit auf den Bus vergehen.
In der Schule angekommen, erstellten wir mit den Schülern gemeinsam eine Mind Map zum Thema „Inszenierte Fotografie“. Unser Ziel war es, den Schülern den Begriff näher zu bringen und sie an den Akt der Fotografie heranzuführen. Die Mind Map entwickelte sich wie von selbst, da die Schüler viele Aspekte, die man bei einer inszenierten Fotografie beachten muss, herausfanden. Mit dieser Mind Map soll es morgen weitergehen. (siehe Galerie für Bilder)
Die Arbeit mit den Schülern am Dienstag trug dazu bei, dass wir den Plan für Mittwoch umstrukturierten.
Zunächst möchten wir mit den Schülern ihre bisherigen Ideen zu ihren Motiven besprechen. Danach werden mit den Mind Maps weiterarbeiten und den Schülern Bilder zeigen, die in Hinblick auf die planerischen Aspekte wie Licht, Bewegung, Raum, Ausschnitt, Kameraeinstellung, Kostüm etc. „schief gelaufen“ sind. Dabei möchten wir, dass die Schüler erkennen, wie wichtig einige Aspekte sind, die sie bei ihrer Planung beachten müssen.
Danach werden wir den Schülern die Aufgabe stellen, ihre Fotografie schriftlich als Mind Map zu planen. Im nächsten Schritt sollen die Schüler eigenständig Skizzen zu ihren Bildern anfertigen. Im letzten Schritt werden die Schüler ihre Ideen malerisch auf eine kleine Leinwand anbringen und anschließend besprechen.
Reflexion zu Mittwoch
Am Anfang der heutigen Sitzung erklärten wir den Schülern ihre Aufgabe. Im ersten Schritt sollten sie eine Mind Map zu ihren eigenen Fotografien anfertigen. Diese übertrugen sie an die Tafel und präsentierten sie der ganzen Gruppe. Durch die Präsentation hatten wir die Möglichkeit, die Motive und Ideen der Schülern gemeinsam zu besprechen und ihre Ideen durch gezielte Fragestellungen zu erweitern. Dabei fiel uns auf, dass die Schüler das Ziel der Inszenierung nicht verstanden hatten. Die Wünsche der Schüler deckten sich nur teilweise mit dem Thema des Projektes. Sie wollten eher ein „cooles“ Foto als ein bedeutungsvolles. Keine tiefgründigen Symbole, sondern eher Statussymbole. Um sie dem Begriff der Inszenierung näher zu bringen, zeigten wir ihnen am Laptop Bilder zur inszenierten Fotografie und zusätzlich misslungene Bilder (Überbelichtung, Verwacklung o.ä.). Die Schüler verstanden, was man bei einer Fotografie alles beachten und planen muss. Im nächsten Schritt fertigten die Schüler Skizzen zu ihren Ideen an. Diese übertrugen sie in der darauffolgenden Arbeitsphase auf kleine Leinwände. Anschließend besprachen wir diese.
Im Allgemeinen können wir für den heutigen Tag festhalten, dass die Schüler sehr unruhig waren, obwohl der heutige Tag klar strukturiert war und sie bestimmte Aufgaben abarbeiten mussten. Vielleicht war aber genau das, was den Schülern schwer gefallen ist. Um unsere Autorität gegenüber den Schülern nicht zu verlieren, entschieden wir uns, sie einen Aufsatz über ihre Fotografien schreiben zu lassen. Wir hoffen, dass diese Maßnahme in Zukunft Probleme, wie am heutigen Treffen, vermeiden wird und die Schüler uns und das Projekt ernster nehmen.
An diesem Tag möchten wir die Schüler an ihren derzeitigen Wohnorten besuchen. Nach einer kurzen Besprechung fahren wir von der Schule aus gemeinsam mit dem Bus zum Wohnheim am Fliegerhorst, wo Milad mit seinen Geschwistern und seiner Mutter seit einiger Zeit lebt. Auch Saleh war mit seiner Familie bis vor wenigen Tagen hier untergebracht, bevor diese in eine Wohnung ziehen konnte. Wir hoffen darauf, einen Eindruck vom vorübergehenden „Zuhause“ der Schüler bekommen zu können und vor Ort mehr über die Schüler und ihre Familien zu erfahren. Danach soll es nach Bümmerstede zu Salehs Wohnort gehen. Dort werden wir mit den Schülern gemeinsam Fußball spielen. Im Anschluss daran werden wir mit dem Bus wieder Richtung Innenstadt fahren und uns anschauen, wo und wie Iliya in Oldenburg wohnt. Danach werden wir mit den Schülern gemeinsam zur Schule zurückkehren.
Die Eltern wurden vorher per Brief gefragt, ob sie möchten, dass wir sie besuchen. Leider sind alle Eltern zu der Zeit beschäfigt und können uns nicht als Gäste aufnehmen. Aus diesem Grund werden wir uns die Wohnungen/Wohnorte der Schüler nur von außen angucken und hoffen, dass sie uns ihre Lieblingsaufenthaltsorte zeigen werden.
Reflexion zu Donnerstag
Der vierte Tag unserer Projektwoche hatte das Thema „Zuhause“. Mit Proviant, der obligatorischen Kamera und einem Fußball, machten wir uns mit dem Bus auf den Weg zu den Wohnorten der Schüler. Erster Anlaufpunkt war die Wohnung von Saleh. Stolz zeigte er uns, wo er und seine Familie kürzlich eingezogen sind. Die Freude über die neue Wohnung war ihm sichtlich anzumerken und färbte auf die gesamte Gruppe ab. Auch die Umgebung wurde von uns erkundet. Dabei nutzten wir die Gelegenheit auf einem nahegelegenen Fußballplatz ein wenig Fußball zu spielen. Diesem Moment fieberten die Jungs bereits die komplette Woche entgegen. Natürlich ließen auch wir es uns nicht nehmen, den einen oder anderen Ball zu kicken.
Im Anschluss daran fuhren wir mit dem Bus zur Wohnung von Iliya. Auch er zeigte uns, wo er mit seiner Familie wohnt. Leider konnten wir uns nur kurz dort aufhalten, da unser Zeitplan es vorsah nur wenige Minuten später den Bus zum Wohnort von Milad zu nehmen. Diesen verpassten wir trotz eines sportlichen Laufs um wenige Sekunden. Wir entschieden uns spontan dafür, einen Bus mit einer ähnlichen Fahrtroute zu nehmen und hofften darauf, unseren Bus einzuholen. Mit etwas Glück und den tollkühnen Fahrkünsten unseres Busfahrers gelang es uns schlussendlich den Bus zu überholen und rechtzeitig umzusteigen. Dieses kleine Abenteuer war nach dem Geschmack unserer Schüler und trug zur allgemeinen Erheiterung aller Beteiligten bei.
Bei Milad angekommen lud er uns ein, das Wohnheim auch von innen anzusehen. Er zeigte uns die gemeinschaftlich genutzten Räume und erzählte uns viel über das alltägliche Leben im Wohnheim. Gerade bei Milad wurde uns bewusst, dass das „Zuhause“ viel mehr ist als nur der derzeitige Wohnort. Durch seine unermüdlich gute Laune, auch im Angesicht schwieriger Umstände, zeigte er uns, dass das „Zuhause“ in erster Linie durch familiäre und freundschaftliche Geborgenheit geprägt wird.
Bevor es mit dem Bus zurück zur Schule ging, ließen wir den gemeinsamen Ausflug bei einer weiteren Partie Fußball ausklingen. Der gemeinsame Vormittag war für die gesamte Gruppe von besonderer Bedeutung. Es war schön zu sehen, wie aufgeschlossen die Schüler uns von ihrem Leben berichteten und mit welcher Freude sie uns daran teilhaben ließen. Die Eindrücke, die wir im Zuge des gemeinsamen vormittags bekamen, werden uns noch lange begleiten und über das Projekt hinaus wertvoll sein.
Für den heutigen Tag war vorläufig geplant, den Bornhorster See und die römisch-katholische St. Peter Kirche in Oldenburg zu besuchen. Aufgrund der kurzfristigen Verkürzung der Arbeitsphase an diesem Tag haben wir uns entschieden, diese beiden für die Motive der Schüler wichtigen Orte an einem anderen Tag zu besichtigen.
Die Idee für die neue Planung des Freitags entstand am Donnerstag, während wir die Wohnungen der Schüler besichtigten. Als wir Milads Wohnheim besichtigten, nahmen uns die Bewohner in seinem Flur und insbesondere sein Vater herzlich auf. Milad war das erste Mal so selbstsicher und stolz auf sein Zuhause in Oldenburg. Als Dankeschön für den netten Empfang und zur Verschönerung des Flurs möchten wir gemeinsam eine große Leinwand abstrakt bemalen und diese dem Wohnheim außerhalb der Projektzeiten persönlich mit den Schülern überreichen.
Da die Schüler eine anstrengende Woche hinter sich haben, werden wir die Projektwoche mit Musik und einer selbst gebackenen Pizza ausklingen lassen und über die Zwischenziele der inszenierten Fotografie reflektieren.
Reflexion zu Freitag
Am Freitag haben wir mit den Schülern zunächst eine große Leinwand gestaltet, die wir dem Wohnheim am Fliegerhorst schenken möchten, um den Flur oder das Treppenhaus etwas bunter zu machen. Wir unterteilten die Leinwand in vier Rechtecke, sodass jeder Schüler einen Teil der Leinwand nach eigenen Vorstellungen bearbeiten konnte. Dabei konnten die Schüler selber entscheiden, ob sie etwas Gegenständliches malen möchten oder, ob sie die bunten Farben zur Kreation freier Motive nutzen wollen. Mit Schwung und Spaß waren die Jungen bei der Sache, so dass am Ende nicht nur die Leinwand farbig war! Nach einer großflächigen Reinigung unseres Arbeitsplatzes begutachteten wir unser Werk und waren mit dem Ergebnis sichtlich zufrieden. Wir hoffen, dass diese Leinwand bei den Bewohnern des Wohnheims ebenfalls gut ankommt und möchten uns noch einmal dafür bedanken, dass wir am Tag zuvor spontan vorbeikommen durften.
Daran anschließend machten wir uns auf den Weg in die Schulküche, um zur Krönung der gemeinsamen Projektwoche eine Pizza zu backen. Das gemeinsame Pizzaessen am Ende der Woche hatten wir den Jungs bei guter Mitarbeit zugesichert. Da wir in der Woche nicht nur hinsichtlich der Motive für die inszenierte Fotografie viel geschafft haben, sondern auch als Gruppe noch enger zusammengerückt sind, stand schnell fest, dass wir uns eine Belohnung verdient hatten. Als weitere Überraschung und als kleine Erinnerung an die bisherige Zeit, haben wir für die Schüler jeweils ein Fotoalbum erstellt, in dem die besten Fotos mit und von den Schülern Platz finden. Die Jungs freuten sich sehr über ihre persönlichen Fotoalben und zeigten sie stolz herum.
Neben all den Nettigkeiten des letzten Projekttages erarbeiteten wir in Gesprächen wichtige Aspekte der bevorstehenden Fotoarbeiten. Wir erläuterten den Schülern das weitere Vorgehen und baten sie darum, auch während unserer Abwesenheit wichtige Ideen festzuhalten. Die Nachricht, dass wir uns nun erstmal einige Wochen nicht mehr sehen würden, machte die Schüler traurig, so dass wir uns überlegten die Schüler in einigen Wochen in der Schule zu besuchen. Alles in allem sind wir mit dem Verlauf der Projektwoche sehr zufrieden. Wir haben wichtige Fortschritte gemacht und freuen uns jetzt schon auf die Umsetzung der inszenierten Fotografien.